Ein langes, glückliches und gesundes Leben – ein Wunsch, den wohl jeder in uns trägt. Doch inwieweit können wir unser Lebensalter beeinflussen? Es gibt Faktoren, die wir mehr oder weniger hinnehmen müssen, dazu zählen äußere Einflüsse, wie das Gesundheitssystem, Hygienestandards, Umweltgifte, Schadstoffe oder auch unsere genetische Prädisposition. Nichts desto trotz kann jeder von uns dazu beitragen, seine persönliche Lebenserwartung zu erhöhen.
Nur was sind die Schlüsselfaktoren für ein langes, gesundes Leben? Ich finde es sinnvoll die Antworten auf diese Frage bei jenen Menschen zu suchen, die bereits ein hohes Alter erreicht haben. Diese finden wir in den sogenannten “Blauen Zonen.” Das sind jene Regionen der Erde, an denen es statistische Häufungen von über 100-jähriger Menschen gibt. Zu diesen Zonen zählen folgende Gebiete:
- Ogliastra – (Italien/Sardinien)
- Ikaria (Griechenland)
- Okinawa (Japan)
- Nicoya (Costa Rica)
- Loma Linda (Kalifornien)
Bei allen genannten Regionen fällt auf, dass es sich um relativ abgelegene Orte, wie Inseln, Halbinseln oder isolierte Gegenden handelt.
In Ikaria gibt es erst seit rund 10 Jahren überhaupt einen Supermarkt. Das hat zur Folge, dass sich die Menschen ihre ursprüngliche, traditionelle Ernährungsweise erhalten haben. Fertig- oder Halbfertiggerichte, wie sie im modernen, westlichen Lebensstil zu finden sind, sucht man in den Blauen Zonen vergeblich. Die Ernährung ist häufig vegetarisch, bestehend aus einer Vielzahl an Gemüsesorten und Kräutern, die frisch verzehrt werden und reich an Antioxidantien sind. Die Menschen haben ihren eigenen Gemüsegarten und nähren sich an dem, was ihr Lebensraum lokal zu bieten hat. Fleisch und Milch stammen hauptsächlich von Ziegen und Schafen, gesüßt wird mit Obst und Honig.
Die Menschen in den Blauen Zonen essen eher wenig, dafür aber gut und reichhaltig. Trotz der Tatsache, dass es sich bei den Blauen Zonen um Regionen mit unterschiedlichen kulinarischen Vorlieben und Traditionen handelt, kann man durchaus einige Gemeinsamkeiten in der Ernährungsweise finden. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Eine ausgewogene und nicht übermäßige Ernährung. Man isst sich nicht voll bzw. folgt der japanischen Regel „Hara Hachi Bu”: wenn der Magen zu 80% voll ist, hört man auf zu essen. Ein Trick, um die Kalorienaufnahme zu reduzieren, sind kleinere Teller und Schüsseln.
- Die Nahrung basiert überwiegend auf pflanzlicher Kost (90–95%), die Adventisten-Gemeinde in Loma Linda propagiert eine vegetarische/vegane Ernährungsweise. Es wird sehr wenig Fleisch gegessen, eher etwas mehr Fisch, besonders Süßwasserfisch, auch Algen (Okinawa).
- Die Nahrung enthält kaum Zucker. Gesüßt wird mit Honig oder süßen Früchten.
- Die Mahlzeiten sind frisch gekocht, die Lebensmittel kommen zum größeren Teil aus der Region und Saison, man isst eine gesunde traditionelle Küche. In Okinawa ist das z.B. viel Tofu, Algen und Süßkartoffeln, in Ikaria eher eine mediterrane Diät mit Olivenöl, viel Gemüse, Käse, Bohnen, Fisch.
- Die höchste Kalorienzufuhr erfolgt vormittags bzw. mittags. Das Abendessen ist leicht und findet eher früher statt.
- Hülsenfrüchte stehen bei allen Bewohnern der Blauen Zonen täglich auf dem Speiseplan. Auf Okinawa ist es z.B. der Tofu, auf Sardinien fällt die Wahl auf Fava Bohnen.
- Softdrinks und zuckerhaltige Getränke sind unbekannt.
- Verarbeitete Lebensmittel oder Halbfertigprodukte findet man auf keinem Speiseplan der Centuries.
Natürlich tragen neben der Ernährung auch viele andere Faktoren zu einem gesunden, langen Leben bei. Durch die Arbeit in ihren Gemüsegärten bewegen sie sich im Alltag sehr viel. Menschen der Blauen Zonen pflegen ihre familiäre Bindungen, Großeltern kümmern sich um ihre Enkelkinder und schaffen sich dadurch einen Grund morgens aufzustehen. Sie sehen in der Betreuung ihrer Enkel einen Sinn. Auch Glaube und Vertrauen und Vermeidung von Hektik sind wesentliche Bestandteile ihres Lebens.