Nahrungsergänzungsmittel – ja oder nein?

Nahrungsergänzungsmittel

Ernährt man sich gesund uns ausgewogen, besteht kein Grund Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Nichts desto trotz kann eine Einnahme in bestimmten Lebenslagen oder bei besonderen Risikogruppen, wie z.B. Schwangeren oder chronisch Kranken von Nutzen sein. Doch auch hier sollte diese nur unter fachlicher Aufsicht erfolgen.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente, sondern fallen rechtlich in die Gruppe der Lebensmittel. Demzufolge unterliegen sie weniger strengen Zulassungskriterien und Untersuchungen, als es bei Arzneien der Fall ist. Unbedenklich ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln dennoch nicht. Unwissentliche Überdosierungen oder Wechselwirkungen können der Gesundheit mehr schaden als nutzen.

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht nur in Apotheken sondern auch in Drogerien, Supermärkten oder im Internet erhältlich. Nahezu überall ist es möglich, rasch und günstig einen vermeintlichen Mangel mit dem passenden Produkt zu beheben.  Leider wird in der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln nicht immer berücksichtig, dass Spurenelemente stets in chemischen Verbindungen vorliegen und auch als solche eingenommen werden müssten. Presst man zum Beispiel Zink als billiges Zinkoxid in eine Tablette, passiert es ohne jeglichen Nutzen den Verdauungstrakt. Die für die Aufnahme nötige organische Verbindung ist in Tablettenform wesentlich teurer und daher für den Konsumenten weniger attraktiv.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) ist dafür zuständig, den Vitamin- und Mineralstoffgehalt der angebotenen Produkte zu kontrollieren. Dabei werden die offiziellen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums, sowie die Dosierungsvorschläge der D-A-CH-Referenzwerte der Ernährungsgesellschaften als Vergleich herangezogen. 
In einigen Fällen wurden die Dosierungen massiv überschritten. Auch wenn es sich bei den meisten der betroffenen Produkte um wasserlösliche Stoffe wie z.B.: Biotin, Folat oder Vitamin C handelte, welche über die Nieren ausgeschieden werden können, ist dies auf Dauer nicht ungefährlich. 
Die exzessive Zufuhr von großen Mengen einzelner Mineralstoffe kann die Aufnahme andere Stoffe behindern. Calcium z.B. hemmt die Magnesium- und Eisenaufnahme. Bei unwissentlichen Einnahmen riskiert man daher eine Unterversorgung anderer Stoffe, eine Folge, die mit einer natürlichen Mineralstoffzufuhr durch Obst und Gemüse nicht passieren kann. 

Noch problematischer ist eine Überdosierung mit fettlöslichen Vitaminen (A,D,E,K). Der Körper kann ein Zuviel dieser Stoffe nicht ausscheiden, wodurch massive Gesundheitsschäden auftreten können.

Zusätzlich Vitaminpräparate einzunehmen ist daher nur dann sinnvoll, wenn ein Arzt einen Mangel feststellt oder eine bestimmte Lebenssituation dies erfordert. 
Schwangeren Frauen z.B. wird geraten Folsäure einzunehmen, da dadurch Fehlbildungen beim Baby verhindert werden können. Auch bei älteren Menschen kann es sinnvoll sein auf Vitaminpräparate zurückzugreifen. Senioren essen meistens weniger und nehmen daher auch weniger Nährstoffe zu sich. Ist die Ernährung dann vielleicht auch noch unausgewogen, ist ein Mangel vorprogrammiert. 
Auch für Kinder in den ersten 12 – 18 Monaten wird empfohlen Vitamin D zu supplementieren. Zudem erhalten Neugeborene eine Vitamin K Dosis, da sie durch ihren noch nicht voll funktionsfähigen Darm häufig an einem Mangel leiden.
Ein Mangel kann neben einer einseitigen Ernährung auch auf Grund von diversen Krankheiten auftreten. So kann z.B. eine Erkrankung der Magenschleimhaut zu einem Vitamin B12 Mangel führen, da erst das Herauslösen aus der Nahrung und die Bindung an ein Transport-Eiweiß (= “Instrinsic Faktor”, der in den Zellen der Magenschleimhaut gebildet wird), dem Darm ermöglicht, Vitamin B12 aufzunehmen.

Abschließend möchte ich noch auf eine interessante Studie[1] verweisen. Diese hat gezeigt, dass das in einem Apfel enthaltene Vitamin C eine 200-fach höhere antioxidative Aktivität besitzt als isoliertes Vitamin C. Mikronährstoffe arbeiten am besten Hand in Hand, sie benötigen und ergänzen sich oftmals gegenseitig. In der Natur treten sie daher zusammen mit den sekundären Pflanzenstoffen und Enzymen auf. Diese natürliche Komplexität wird kein Nahrungsergänzungsmittel der Welt je abdecken können.


[1] Eberhardt M.V., Lee C.Y., Liu R.H.: Antioxidant activity of fresh apples. Nature. 2000 (405): S. 903 -904